Fragen an Waschlabor

/Fragen an Waschlabor

Was haben Disco, Nathalie de Borah und der 6. Red-Bull-Flugtag mit Waschlabor zu tun?

Diese und viele Fragen mehr haben es nicht in die FAQ-Liste der möglicherweise relevanten Fragen an Waschlabor geschafft. Sonst aber werden hier bei den ‘Fragen an Waschlabor’ die beantwortet, die sich fast niemand zu fragen traute. Aber ehe zu viel gelabert / getippselt wird, wurde der Entschluss gefasst, lieber FAQs zu formulieren. So erfährt jede Besucher*in, was jeweils wichtig erscheint. Cool, oder?

Um die Frage oben dennoch zu beantworten: Michael Marx und Jens Nickel hatten drei Tage Zeit, für Nathalie de Borahs ‘NDB-Team’ in Berlin einen ‘Flieger’ für den 6. Red-Bull-Flugtag am Füringer See zu entwerfen, zu bauen und pünktlich zum Start zu bringen. Für die liebe Nathalie einen kompletten flieger versetzen? Kein Problem. Alles in allem eine Mordsgaudi. Auch wenn Michael Marx mächtig baden ging…

Noch Fragen?

Im Kopf durchaus schon weit fortgeschritten. Es wird eine DVD geben mit fetten Tracks, die nicht nur den Produktionsprozess visualisieren, sondern noch nette Gimmicks enthalten werden. Eine CD wird es möglicherweise auch geben, gerne auch Vinyl – wenn wir dafür ein Label finden. Oder einen Sponsor mit der Liebe zu sehr tanzbarer und höchst eigenständiger Musik. Da Waschlabor ständig experimentiert, spielt und produziert, wird es an ‚amtlichem‘ Material nicht mangeln.

Frage an Radio Waschlabor? Im Prinzip ja – aber zuerst wollen wir einige neue Tracks produzieren. Dann schauen wir mal.

Geduld. Neue Technik erfordert neue Techniken der Nutzung – und das braucht Zeit, wenn es gut werden soll. Sobald die Zeit reif ist, werden wir in kleinen Clubs und eher unerwarteten Locations den Neustart hörbar machen. Keine Sorge, wir werden rechtzeitig informieren.

Totgesagte leben länger. Zugegeben, eine Welle von Minimal schwappte durch die Club-Szene und überklickerte und überklackerte Techno fast komplett. Also muss Techno neu definiert – und um weitere Spielarten ergänzt und bereichert, reanimiert werden. Techno ist ganz sicher ein Patient, fast schon im Wachkoma. Aber mit sehr guten Chancen auf Genesung. Wir werden versuchen, unseren Teil dazu beizutragen.

Waschmusik. Besser kann man es nicht umschreiben. Also Musik, in der sich zahlreiche Einflüsse aus unterschiedlichen Stilrichtungen, Geräusche, Ansagen, Mitschnitte und Zitate zu einer sehr tanzbaren Mischung vereinen, einer Waschlauge gegen die hartnäckigen Flecken des Einheits-Sounds.

Ganz sicher eine wichtige Rolle. Die Technik prägt den Sound, eröffnet die Möglichkeiten. Viel Technik kann sicher auch den ‚Brei‘ verderben und muss aus diesem Grund sparsam und der Idee folgend eingesetzt werden, um nicht zum Selbstzweck zu werden. Denn bedient wird sie weiterhin durch die Musiker.

Nahezu alles. Während einst Laptops und Software nebst Midi-Tastaturen zum Einsatz kamen, ist jetzt ausschließlich Hardware wie Sampler, Drum-Machine, Analog-Synthesizer und Effektgeräte im Einsatz, aber auch die Maschine von Native Instruments, die letztlich Software steuert. Neben deutlich größerer Freiheit beim Musizieren sind mehr Druck, besserer Sound, unerschütterliche Synchronität und höhere Standfestigkeit der Technik entscheidende Argumente für den Umstieg gewesen. Programm-Abstürze, Asynchronität und Mäuseschubserei mit gebeugtem Rücken gehören der Vergangenheit an. Zum Glück.

Musikalisch wird sich die Bandbreite erweitern. Der Style bleibt ähnlich, aber die Musik wird vielschichtiger, druckvoller, entspannter – aber auch deutlich experimentierfreudiger. Zwar wird der Waschlabor-Sound sich durch das neue Set-Up ändern, aber seinen Wiedererkennungswert behalten.

Daran ist eine selbst organisierte Veranstaltung in Jena schuld. Durch inkompetente Koordinatoren vor Ort endete der letzte ‚Schleudergang‘ in einem finanziellen Desaster. Zum Glück überdauerte der gute Ruf von Waschlabor den Absturz. Das war letztlich der Auslöser, wieder durchzustarten. Und das Feuer brennt noch. Jetzt wird wieder nassgeschleudert.

Die Spontanität. Alle Live-Acts entstehen in einer Art Jam-Session, also ungeplant und immer wieder neu. Waschlabor und Publikum werden so immer wieder gleichermaßen überrascht. Vortei: keine Langeweile. Nachteil: auf das Abspielen von ‚Hits‘ muss weitestgehend verzichtet werden. Auf den typischen Waschlabor-Sound hingegen nicht. Diese Spielweise, die das Prädikat ‚Live-Act‘ wirklich verdient, hat den Vorteil, dass sich Waschlabor in gewissem Umfang Stimmung, Location und Publikum anpassen kann. Für fausdicke Überraschungen ist Waschlabor aber immer gut…

Wir träumen davon, mittels Tonträger oder Live-Auftritten eine wachsende Hörerschaft für eine extrem tanzbare Musik begeistern zu können, die sich nicht an Genre-Grenzen hält und zusammenführt, was nicht zusammen gehört. Wir träumen davon, den Techno mit ungewohnten Klängen aus der Versenkung zu holen und gesellschaftsfähig zu machen, ohne ihm aber den Chamre des Underground zu nehmen – also ein bisschen den Kreis zu quadrieren. Wir wünschen uns noch sehr viel frische Wäsche aus uns alten Säcken…

Die Technik sicher in den Griff bekommen, damit sie macht, was wir wollen. Bei aller Freiheit, aber unsere Musik darf kein Zufallsprodukt auf Grund von Fehlbedienungen sein. Dann aber wollen wir unsere Grenzen ausloten und gerne musikalisch Neuland betreten. Also Neuland im Bereich elektronischer Musik, speziell bei Techno. Wir wollen Tonträger produzieren, wenn wir dazu die Möglichkeit erhalten. Stichworte Label und / oder Sponsor. Und natürlich viele tolle Gigs an interessanten Orten. Die Koffer sind schnell gepackt. Die Höhe der Gage ist nicht entscheidend, wenn die Kosten gedeckt sind und die Location ‚passt‘, sind wir dabei. Klar ist es schön, wenn Leistung auch honoriert wird. Aber an erster Stelle kommt der Spaß.

Bei Auftragsproduktionen? Es gibt sicher Organisationen, Institutionen, Vereine etc., für die wir aus inhaltlichen Gründen nicht arbeiten würden. Musikalisch sollte es auf jeden Fall eine Musik sein, die wir mit unserem Selbstverständnis vereinbaren können, zu weit entfernt von unserem Image sollte es nicht sein. Das müssen wir aber von Fall zu Fall entscheiden.

Grundsätzlich positiv. Wir können es uns sehr gut vorstellen, Remakes zu machen, Filmmusik, Vertonungen von Webseiten und ähnliches. Das ist erstens reizvoll, um zusätzliche Erfahrungen zu sammeln, das musikalische Spektrum zu erweitern, zweitens ist das ein wenig auch Pflicht und Kür. Experimentelle Musik und neue Instrumente und Geräte wollen finanziert werden. Wenn es nebenbei auch noch Spaß macht – um so besser. Michael Lührig zum Beispiel arbeitet fleißig an einer Karriere in Sachen Soundtracks und Filmmusiken.

Die Auswahl ist groß, da unterschiedliche Anforderungen – Produktion, Gig etc. – unterschiedliches ‚Werkzeug‘ benötigen. Dazu kommt unser Spieltrieb – also wird der Gerätepark sicherlich weiter wachsen. Wie heißt es doch so schön in der Werbung? Entdecke die Möglichkeiten!

  • Elektron Octatrack,
  • Elektron Analog Four,
  • Elektron Analog Rytm,
  • Elektron Analog Heat,
  • Korg Electribe,
  • Korg Chaos Pad 3,
  • Korg Chaos Pad Quad,
  • Teenage Engeneering OP-1,
  • Teenage Engeneering PO-12 Rythm,
  • Native Instruments Maschine Studio,
  • Mischpult Allen & Heath ZVD-16,
  • Mischpult Mackie VLZ 160,
  • dazu kommen Keyboards,
  • Mikrofone und
  • Effektgeräte, die demnächst ebenfalls aufgezählt werden.

Technik ist nicht alles, sie verschafft einem aber nahezu unbegrenzte Optionen.

Spontan sowieso. Wenn eine richtig gute Idee, ein toller Sound, entsteht und es mental ‚passt‘, wird mitgeschnitten und bearbeitet. Verworfen, geändert, neu eingespielt, in einzelnen Spuren abgespeichert, arrangiert und so lange bearbeitet und nachjustiert, bis das Ergebnis ’stimmt‘. Es gibt aber auch viele Tracks, die von jedem Einzelnen eingespielt werden. Manche haben Bestand, andere werden gemeinsam neu eingespielt, wieder andere verworfen. Dann kommt der Stresstest: wenn sich der Track innerhalb einer Woche mindestens 50x anhören läßt und immer noch Spaß macht, ist er reif für eine Veröffentlichung.

Alle möglichen und unmöglichen Spielarten des Techno stehen nach wie vor an erster Stelle. Aber es wird ganz sicher viele Ausflüge in alle erdenklichen Sparten der elektronischen Musik geben. Spielerisch und ohne Etikett. Tanzbar muss es sein, interessant und mit überraschenden Momenten. Es ist perfekt, wenn man sich musikalisch treiben lassen kann. Nichts muss, alles darf.

Feste Ziele gibt es nicht, wohl aber gewisse Vorstellungen. Einerseits sollen extrem tanzbare Tracks für ein breites Publikum entstehen, gewissermaßen Mainstrem à la Waschlabor. Andererseits aber werden wir experimentelle Tracks zum Download produzieren. Eine große Bandbreite ist uns wichtig.

Schleudergang IV in Jena. Zum Glück war der Ruf, den wir uns über Jahre aufgebaut hatten, stärker als das Desaster, bei dem viele DJ weder Gage noch Reisekosten bekommen konnten. Viel Schaden konnte im Nachhinein geheilt werden. Aber der Schock saß tief. Das tut er sogar noch heute. Die einzigen, die ordentlich Kasse gemacht hatten, waren die, die den Schlamassel aus purer Inkompetenz und Gier verursacht haben.

Die ‚Waschtage‘ im Tresor und die beiden ‚Schleudergänge‘ im Alten Speicher in Schlanstedt.

Es ist wichtig, vor einer Zusage die Location und Publikum zu prüfen und das Line-up. Es macht weder den Gästen noch den DJs Spaß, im falschen Umfeld Musik zu machen, die nicht zum Publikum paßt.

Das sie sich vorher einen Kopf machen und all das umsetzen, was weiter oben beschrieben wurde. Veranstalter kann sich jede/r nennen, egal, ob da außer klingeldrath zwischen den Ohren auch nur ein Anflug von Resthirn zu arbeiten versucht, oder nicht. Viele sehen das als gute Möglichkeit, einen auf dicke Hose zu machen und mit ein bisschen feiern viel Geld zu verdienen. Abgesehen davon, dass das so gut wie nie funktioniert, beschädigen diese Leute das Image von seriösen Veranstaltern und deren Paaadys enorm.

Veranstelungen sind Teamwork. Wer veranstalten will, sollte sich die nötigen Fachleute holen – dann klappts auch – zumindest mit dem Ruhm.

Fehlbuchungen, wie gerade beschrieben. Haben wir kennen gelernt. Wir ‚durften‘ in einer reinrassigen Trance-Location spielen, weil der Veranstalter uns unbedingt hören wollte. Tolle Idee. Nach kaum zehn Minuten war der Floor komplett leer. Ach was, schneller. Wie beim Feueralarm. Bis auf uns, zwei treue Fans und den Veranstalter. Mischmasch-Line-Ups ohne erkennbaren Plan sind absolute Stimmungs-Killer. Mieses Warm-Up. Falsche Reihenfolge der Acts. No-Goes gibt es viele.

Alles muss passen: Location, Artists, Musik und Werbung. Wir hatten immer mehrere Floors – mindestens zwei, lieber drei. House/Deephouse/Techhouse, Techno und Minimal/Electro, also für jeden etwas. Dann muss das Line-Up sorgfältig aufgebaut werden, um eine logische Spannungskurve erzeugen zu können. Auch wenn viele das nicht glauben: ein perfektes Warm-Up ist enorm wichtig! Wer ‚billige‘ Anfänger zu Beginn auflegen läßt, hat verloren. Wir haben zum Warm-Up immer wirklich topp DJ eingesetzt. Auch wenn anfangs kaum jemand tanzt, werden die Gäste mit toller Musik und einem spannenden Set in die Nacht geführt. Gute Laune, wenig Stress und ein entspanntes Publikum sind das Ergebnis. Das lohnt sich!

Dann müssen die einzelnen DJ auf den jeweiligen Floors auch gut zusammen passen, sich in ihren Sets aufbauend ergänzen. Komplette Breaks leeren die Floors und versauen die Stimmung. Dann muss die Mischung aus ‚Pop-Stars‘, regional angesagten DJs und talentiertem Nachwuchs stimmen. Das erfordert gründliche Recherche. Leider buchen viele Veranstalter persönliche Lieblinge bunt durcheinander, teilweise landen dann Acts auf Floors, auf denen sie musikalisch nichts zu suchen haben.

Nein. DJs müssen, wenn sie eine entsprechende musikalische Qualität haben und Gäste zum Kommen animieren sollen, lange vorher gebucht werden. Booking-Gebühren, Anzahlungen, Werbung, alles muss im Voraus finanziert werden. Bei ungewissem Ausgang. Wenn dann super Konkurrenz-Veranstaltungen auftauchen, ist es schon zu spät, dann hilft nur noch beten. Mit Arme-hoch-Hit-Partys kann man zwar recht gut verdienen, aber das war für uns nie eine Option.

Gemischt. Die Serie ‚Waschtag‘ im legendären (alten) Berliner Tresor war schick, die ‚Schleudergänge in Schlanstedt absolte Knaller – aber dann kam dieser letzte ‚Schleudergang‘ in Jena. Gute Werbung, eine komplette Live-Übertragung mit Künstler-Interviews im örtlichen Rundfunk – und dennoch eine Abfahrt in den Ruin. Weil uns von inkompetenten Hochstaplern als ‚Koordinatoren‘ vor Ort, die mit unserem Namen und mit unseren Verbindungen in der Musik-Szene Fuß fassen wollten, ein am gleichen Tag 30 km entfernt stattfindendes ‚Tunig-Open-Air‘ mit Trance-Musik vorenthielten. Selbst Schuld natürlich. Aber das war das Aus für alle Waschlabor-Veranstaltungen mit einem mittleren fünfstelligen Minus!

Ganz sicher nicht. Wir haben zwar viele tolle Partys mit tollen Acts und super Musik machen dürfen, aber es war extrem viel Arbeit mit sehr magerem finanziellem Ergebnis. Ein Nullsummenspiel bei erheblichem Zeitaufwand. Als so genannter Fremdveranstalter ist das Risiko zu groß, verdienen tun die Clubs. Wer Geld verdienen möchte, muss ‚Hit-Partys‘ mit namenlosen DJ machen, die den ‚Mainstream‘ bedienen. Dazu haben wir aber nie Lust gehabt.