Einblick in die Waschlabore. Ausnahmsweise gewähren die Waschlappen Zugang ohne Überschuhe, Mundstuhl und knitterfreie Handschuhe. Und eins fällt sofort auf: unterschiedlicher könnten Labore nicht sein. Unten abgebildet das Labor von Michael Marx, der diesmal nicht im Drehstuhl sitzt, sondern aus dem Rahmen grüßt. Er laboriert noch immer / doch wieder auf Softwarebasis. Des Mäuse-Schubsens überdrüssig fungiert hier eine Maschine Studio von NI als Steuerelement. Die Maschine kann sowohl ‘Stand-allone’ genutzt werden, als Plug-in für Ableton ‘Live’ oder als Steuerelement von ‘Live’.
Michael Marx ist immer auf der Suche nach Sounds, Musik- und Sound-Schnippsel oder hört viel Zeug, um daraus Ideen zu ziehen oder Material zu schöpfen für Tracks, die dafür völlig ungeeignet sind. Eigentlich. Ein afrikanischer Gebetsruf muss nun wirklich nicht auf four-to-the-floor-auf-die-Fresse-Gleichstrom, geht aber. Und wie. Er ist auch zuständig für abgedrehte Titel, alles, was sich vertexten läßt und initiiert immer überall irgend etwas, wofür auch immer.
Michael und Michael passen zusammen wie das Gebet zum Techno, wie die Harfe zum Bohrhammer – aber das macht genau den Sound aus, der nun gereift, aber mit altem Witz und frischer Energie in zwei völlig unterschiedlichen Seifenküchen zusammengerührt wird. Pulverfrei.
Nein, Michael Lührig wird seinen Maschinenraum nicht erklären. Der ist in der Küche und macht Cappuccino, weil sein Labor zu eng ist Reisegruppen in Filzschlappen und den Meister himself. Macht aber nix, das Foto zeigt immerhin einen nicht unerheblichen Teil seiner Klangerzeuger.
Was sofort ins Auge fällt, ist die dominante Tastatur (zweifarbig und OHNE Buchsteben, Zahlen oder Sonderzeichen!): hier werkelt ein Vollblutmusiker – hauptsächlich Hardware-basiert. Strom ja, Computer nicht unbedingt. Effekt-Geräte, Synthie, Sampler, Drum-Maschine aus den Klangschmieden von Elektron, Kurzweil, Novation, Yamaha, Teenage Energeering und und und.
Es ist ein Irrglaube, dass viel Technik viel macht. Aber sie kann – in kundiger Hand wohlgemerkt – ein perfektes Werkzeug sein, um musikalische Ideen in herausragender Qualität umsetzen zu können. Gut wird das Phänomen elektronische Musik ausgerechnet von einem Reifenhersteller erklärt: “Power is nothing without control!” – Und die findet bekanntlich im Kopf statt und nennt sich ‘Wissen’.
Aber unbesorgt: die beiden Fotos sind lediglich eine Momentaufnahme, da sich beide Labore in stetigem Wandel, in Auf- und Umbau, begriffen sind. Wie die Musik, die hier entsteht. Und das ist gut so. Wie der Cappuccino von Michael. Lührig. Marx kann nur Kaffee.